Zugegeben, der Titel führt dich zunächst etwas in die Irre. Denn unter einem Fest für die Sinne, denkst du vielleicht zuerst an guten Wein, leckeres Essen und berauschende Musik. Ja, das gibt es in Florenz natürlich auch alles, auch an Ostern. Aber worüber ich heute schreibe, ist der „Scoppio del Carro“ – die Explosion des Karrens. Erlebe mit mir ein Erlebnis der besonders krachenden Art.
Was verbirgt sich hinter dem Scoppio del Carro?
Wie so vieles in Italien geht auch dieser Brauch auf eine sehr alte Geschichte zurück. Diese findet ihren Ursprung in dem ersten Kreuzzug. Der Legende nach nahm ein Ritter aus dem Hause der Familie Pazzi daran teil und besiegte mit seinem Heer Jerusalem. Als Dank für seine Tapferkeit und Heldenmut bekam er drei Steinsplitter aus der Grabstätte Jesu Christi, die er mit nach Florenz nahm. Heute lagern diese Feuersteine in der Kirche Santo Apostoli. Werden sie an Ostern angezündet, sollen sie ihren Segen und das Licht über die ganze Stadt bringen.
So läuft der Scoppio del Carro ab
Das Herzstück des Rituals ist der Brindellone, ein bis zu 9 Meter hoher Holzturm, der mit Feuerwerksraketen gefüllt ist. Um 10.00 Uhr am Ostersonntag entzündet ein Priester mithilfe der legendären Feuersteine in der Kirche Santo Apostoli die Osterkerze. Dieses Heilige Licht tritt nun in dem Brindellone seinen Weg Richtung Dom an. Weiße, mit Blumen und Girlanden geschmückte Rinder ziehen den Turm durch die Gassen der Stadt. Begleitet werden sie von 150 kostümierten Soldaten, Musikanten und Flaggenträgern. Allein diese Prozession ist schon ein Spektakel, aber das Beste kommt zum Schluss.
Am Dom „Santa Maria del Fiore“ angekommen, nimmt der Erzbischof das Feuer in Empfang und trägt es zum Altar. Um 11.00 Uhr entzündet er dort eine taubenförmige Rakete („la colombina“). Diese „fliegt“ an einem Draht durch das Kirchenschiff bis zum Brindellone auf den Domplatz und entzündet dort hoffentlich die Feuerwerksraketen. Wenn ja, erleben alle Anwesenden ein etwa 30-minütiges, ohrenbetäubendes Feuerwerk in den Stadtfarben Rot und Violett.
Es ist übrigens sehr wichtig, dass das Feuerwerk gelingt, denn nur in diesem Fall steht den Florentinern ein gutes Jahr ins Haus. 1966 ist etwas schiefgegangen und Florenz litt unter einer verheerenden Überschwemmung. Zufall oder Vorsehung? Man weiß es nicht ...
Fazit
Wer es beschaulich und ruhig mag, der ist in Florenz zu den Hochfesten und in der Hauptsaison definitiv falsch am Platz. In Ruhe einen Espresso auf der Piazza trinken? Nicht wirklich. Wer aber gerne an einem lauten, imposanten und vielleicht verrückten Brauch teilhaben möchte, der sollte sich frühzeitig auf die Suche nach einer Unterkunft machen.
Und in diesem Jahr?
In diesem Jahr ist alles anders. In Florenz wird es zu Ostern wohl so ruhig sein wie schon lange nicht mehr. Corona hat uns noch alle fest in seinem Bann. Hoffen wir auf bessere Zeiten.
Zum Abschluss möchte ich euch noch ein schönes Zitat über Florenz mitgeben, das alles sagt, was es zu sagen gibt. Hoffentlich können wir die wunderschöne Stadt am Arno bald wieder so erleben.
"Ich bin den ganzen Tag in Florenz herumgeschlendert, mit offenen Augen und träumendem Herzen. Sie wissen, das ist meine größte Wonne in dieser Stadt, die mit Recht den Namen la bella verdient. Wenn Italien, wie die Dichter singen, mit einer schönen Frau vergleichbar, so ist Florenz der Blumenstrauß an ihrem Herzen." - Heinrich Heine
Ein sonniges & gesundes Osterfest wünscht
Euer Team von marirosa